Über Gewaltfreie Kommunikation im Alltag
.. und bei mir auf der Arbeit, im selbst-organisierten Coworking-Space, dem Cocreation.Loft. Eine persönliche Geschichte über Gewaltfreie Kommunikation im Alltag aus Berlin.
Von Sprachlosigkeit zu Klarheit – Mein Weg zur Gewaltfreien Kommunikation im Alltag
Auf den ersten Blick scheint die Gewaltfreie Kommunikation (GFK) lediglich eine weitere Kommunikationstechnik zu sein – eine strukturierte Methode, Dinge bewusster auszudrücken. Doch tatsächlich verbirgt sich viel mehr dahinter.
Für mich ist Gewaltfreie Kommunikation im Alltag nicht nur eine Technik, sondern eine innere Haltung. Sie ist eine Lebensweise, mit der ich sowohl mit mir selbst als auch mit anderen besser in Kontakt komme. Die GFK hilft mir, meine Gefühle zu verstehen, meine Bedürfnisse zu erkennen und zu kommunizieren. Kurz gesagt: Die GFK führt für mich zu Klarheit, Verbindung und Freiheit.
Als Trainerin für Gewaltfreie Kommunikation möchte ich teilen, wie diese Methode mein Leben verändert und wie sie auch anderen helfen kann – im Beruf, in Freundschaften und in romantischen Beziehungen.
Mein Weg zur Gewaltfreien Kommunikation im Alltag
Wie so viele Menschen beschäftige ich mich vor allem mit den Dingen, die ich nicht kann. Ein Kollege meinte letztens mit einem Augenzwinkern zu mir: “We teach what we’re shit at ourselves” - frei übersetzt: Wir unterrichten oft gerade das, worin wir selbst noch wachsen wollen. Für mich trifft das zu. Ich bin zur Gewaltfreien Kommunikation gekommen, weil ich früher keine Ahnung hatte, wie ich mich in Konfliktsituationen verhalten soll.
Ich bin in einem Umfeld aufgewachsen, in dem Konflikte vermieden wurden. In meiner Familie haben wir nie gestritten. Das hat zwar Harmonie erzeugt, aber mir fehlte die Erfahrung, Konflikte konstruktiv zu lösen. In meinen ersten ernsthaften Beziehungen habe ich mich dann völlig verloren gefühlt.
Mir fehlten die Worte, um Gefühle und Bedürfnisse auszudrücken. Ich wusste nicht, wie ich meine Anliegen klar kommunizieren kann, um gegenseitiges Verständnis zu schaffen. Stattdessen habe ich oft geschwiegen, bis die Beziehung letztendlich gescheitert ist. Ich will nicht so weit gehen und sagen, dass die GFK meine Beziehung hätte retten können. Fest steht aber, dass Gewaltfreie Kommunikation im Alltag mir damals im Prozess enorm geholfen hätte.
Die Entdeckung der Gewaltfreien Kommunikation war für mich eine Offenbarung. Endlich hatte ich die Worte, und ein Werkzeug, um meine innere Welt zu strukturieren: Gefühle benennen, Bedürfnisse erkennen und klare Bitten formulieren.
Ich sage oft: „GFK ist innere Arbeit. 80% passiert in mir, bevor ich spreche.“
Warum Gewaltfreie Kommunikation im Alltag mehr als nur eine Technik ist
Viele Menschen sehen die Gewaltfreie Kommunikation als eine einfache Methode, eine Art Checkliste mit vier Schritten: 1. Beobachtung, 2. Gefühl, 3. Bedürfnis, 4. Bitte.
Anfangs habe ich das genauso gemacht – GFK strikt nach Anleitung. Doch dabei habe ich schnell gemerkt, dass es nicht funktioniert. Meine armen Versuchsobjekte habe es gespürt, dass ich gerade eine Technik durchdrücken möchte, anstatt wirklich neugierig und offen in Verbindung zu treten. Wenn wir die GFK zu starr anwenden, kann bei manchen sogar den Eindruck entstehen, dass sie gerade manipuliert werden - was dann in den meisten Fällen Widerstand auslöst.
Was macht Gewaltfreie Kommunikation also wirklich aus?
Für mich geht es bei der Gewaltfreien Kommunikation im Alltag weniger darum, perfekt zu formulieren, sondern vielmehr um die Haltung dahinter. Wenn ich in ein Gespräch gehe, frage ich mich:
✅ Möchte ich die andere Person gerade wirklich verstehen?
✅ Bin ich gerade in der Lage, zuzuhören?
✅ Bin auch ich bereit, mich offen und authentisch mitzuteilen?
Wenn diese Fragen meine innere Haltung widerspiegeln, kann sich die Magie der Gewaltfreie Kommunikation entfalten. Wenn ich versuche, mit der GFK meinen Willen durchzusetzen, verliert sie ihre Wirkung. Eigentlich ganz schön, das ist quasi wie ein eingebautes Sicherheitsnetz. Die GFK funktioniert für mich nur, wenn ich gute Absichten habe.
Häufige Mythen: Gewaltfreie Kommunikation im Alltag
1️⃣ „Bei GFK geht es nur darum, körperliche Gewalt zu vermeiden.“
Auch, klar. Tatsächlich geht es bei der GFK um viel mehr. Es geht um die innere Gewaltfreiheit – also um die Art, wie wir mit uns selbst und anderen umgehen. In dem Video seht ihr, wie ich dazu denke. Es ist ein Mitschnitt aus meinem Vortrag über Gewaltfreie Kommunikation für die Event-Reihe Ignite im Cocreation Loft am 15.02.24 in Berlin.
2️⃣ „GFK ist bloß eine Methode, um zu bekommen, was man will.“
Nein! Wenn sie manipulativ genutzt wird, funktioniert sie nicht. Echte GFK dreht sich um Verbindung und darum, von unseren ursprünglichen Vorstellungen loszulassen – nicht um Kontrolle.
3️⃣ „GFK funktioniert nicht in hoch eskalierten Konflikten.“
Das sehe ich anders. Gerade in schwierigen Konfliktsituationen ist GFK besonders wertvoll. Voraussetzung ist allerdings, dass ich bei mir bin und mir genügend Selbstempathie gegeben habe, bevor ich in ein Klärungsgespräch gehe. Wenn ich überwältigt bin, wird das nichts. Dann muss ich mich zunächst selbst regulieren (z.B. durch eine Pause, Yoga, ein Gespräch in dem ich mich Auskotzen kann, etc.).
Wie das cocreation.loft mich in der Gewaltfreien Kommunikation im Alltag unterstützt
Teil des Coworking-Spaces cocreation.loft zu sein, ist für mich ein großes Geschenk. Warum?
✅ Ein Raum für Reflexion: Viele Leute im Loft beschäftigen sich intensiv mit Kommunikation. Das gibt mir die Möglichkeit, neue Ideen auszuprobieren, Gedanken auszutauschen und meine Workshops weiterzuentwickeln.
✅ Lernen in Gemeinschaft: Vor meinem Talk bei Creative Mornings in Berlin Ende 2024 habe ich im Loft eine Testsession gehalten. Das ehrliche Feedback aus der Runde hat meinen finalen Vortrag noch präziser und wirkungsvoller gemacht. Danke Simon, Sophie!
✅ Eine selbstorganisierte Community: Das Loft basiert auf Prinzipien der Eigenverantwortung und gegenseitigem Verständnis. Wir sind selbstorganisiert. Wir können niemandem die Schuld geben, oder uns “bei der Chefin beschweren” - wir müssen Verantwortung für uns selbst übernehmen. Und genau darauf bereitet einen die GFK auf individueller Ebene vor.
Die Gewaltfreie Kommunikation ermutigt mich dazu, mich selbst bewusster wahrzunehmen und bewusste Entscheidungen zu treffen. Die Struktur des Lofts befähigt mich dazu, Mit-Verantwortung für unseren geteilten Raum zu übernehmen - und die Interaktionen bewusst zu gestalten.
Up Next: Das Cocreation Festival zum Thema “New Narratives” im April
Im April (25.-26.04.2025) gehen wir in die zweite Runde unseres Cocreation-Festivals. Mein Workshop dreht sich um die Kraft der inneren Geschichten: Welche Geschichten erzählen wir uns eigentlich - und wie können wir sie erkennen und ändern? Frei nach dem Motto: “We have tell ourselves a story anyway, why not make it a good one.”
Wir im Loft glauben: Geschichten sind einer der größten Hebel für Veränderung. Sie bringen uns einander näher, inspirieren zu Handlung und eröffnen neue Perspektiven. Was wäre, wenn wir uns selbst erzählen würden, dass unser Handeln zählt? Dass unsere Stimme etwas bewirkt? Dass wir die Systeme, in denen wir leben, aktiv mitgestalten können?
Kommt rum, wird schön!